KPIs neu denken: Steigerung der Wertschöpfung mithilfe von aussagekräftigen Kennzahlen
- Eva Jenisch
- 19. Feb.
- 3 Min. Lesezeit

Leistungskennzahlen (Key Performance Indicators, KPIs) werden oft als das Rückgrat des betrieblichen Erfolgs angesehen. Doch obwohl sie weit verbreitet sind, haben viele Unternehmen Schwierigkeiten, einen echten Nutzen aus ihren Kennzahlen zu ziehen. Das Problem ist nicht das Konzept der KPIs selbst, sondern die Art und Weise, wie sie konzipiert und umgesetzt werden. Allzu oft messen Unternehmen das, was sich leicht nachverfolgen lässt, und nicht das, was wirklich wichtig ist. Das führt zu falsch gesetzten Prioritäten und verpassten Verbesserungspotenzialen. Es ist an der Zeit, KPIs neu zu überdenken: nicht als statische Messgrössen, sondern als dynamische Instrumente, die Verantwortlichkeit, Orientierung und signifikanten Fortschritt fördern.
Das Problem mit herkömmlichen KPIs
Nehmen wir ein pharmazeutisches Unternehmen, das stolz darauf war, die Anzahl der monatlich produzierten Chargen zu verfolgen. Oberflächlich betrachtet schien dies ein starker Indikator für Effizienz zu sein. Die Gesamtanlageneffektivität (OEE) war jedoch rückläufig, und es kam immer häufiger zu Verzögerungen bei der Auslieferung wichtiger Medikamente an die Patienten. Das Problem? Es wurden zwar die Produktionsmengen gemessen, aber Messgrössen wie Durchlaufzeit, Ausbeute und termingerechte Lieferung vernachlässigt, obwohl diese sowohl für die betriebliche Effizienz als auch für die Patientenversorgung entscheidend sind.
In einer ähnlichen Situation rühmte sich ein Logistikunternehmen im Bereich der Lieferkette seiner niedrigen Transportkosten, während die Kundenzufriedenheit in den Keller ging. Das Problem? Es wurden weder die Liefergenauigkeit noch die Schwankungen der Lieferzeiten gemessen. Während man kurzfristig Geld sparte, verlor man langfristig Kunden.
Diese beiden Beispiele verdeutlichen einen häufigen Schwachpunkt: Herkömmliche KPIs messen oft die Aktivität und nicht die Ergebnisse oder den Mehrwert.
Wertsteigernde KPIs entwickeln
Um das volle Potenzial von KPIs auszuschöpfen, brauchen Unternehmen eine Neuausrichtung von der Messung von Aktivitäten hin zur Messung von Ergebnissen. Hier erfahren Sie, wie Sie Kennzahlen entwickeln, die wirklich relevant sind:
1. Beginnen Sie mit der Strategie, nicht mit den Kennzahlen
Bevor man sich in Zahlen vertieft, ist es wichtig, die strategischen Ziele zu formulieren. Ein Unternehmen, das die Zeit bis zur Markteinführung neuer Produkte verkürzen möchte, könnte sich beispielsweise auf KPIs wie «Zeit bis zur behördlichen Genehmigung» und «Bewertung der Produktionsbereitschaft» konzentrieren und nicht auf allgemeine Messgrössen wie «Erreichte F&E-Meilensteine». Diese Vorgehensweise stellt sicher, dass jedes Team auf das gleiche Ziel hinarbeitet.
2. KPIs an Wertströmen ausrichten
Anstatt isolierte Kennzahlen wie «produzierte Einheiten» zu messen, können sich Unternehmen auf Wertstrom-KPIs wie «Durchlaufzeit vom Rohmaterial bis zur fertigen Ware» oder «First-Pass-Yield» (Ausbringung im ersten Fertigungsdurchlauf) konzentrieren. Diese Kennzahlen vermitteln ein klareres Bild davon, welches die Engpässe sind und wie man sie beheben kann. So wird sichergestellt, dass jeder Schritt im Prozess zur Wertschöpfung beiträgt.
3. Messen, was dem Kunden wichtig ist
Eine Verlagerung des Schwerpunkts von internen Kennzahlen (wie Kosten pro Sendung) auf kundenorientierte Kennzahlen (wie pünktliche Zustellungsraten oder Auftragsgenauigkeit) bringt oft entscheidende Verbesserungen. So kann beispielsweise die Verfolgung der «perfekten Auftragserfüllung» (der Prozentsatz der pünktlich, vollständig und unbeschädigt gelieferten Aufträge) die Kundenbeziehungen stärken und operative Verbesserungen vorantreiben.
4. Silos überwinden mit gemeinsamen Kennzahlen
Durch die Einführung gemeinsamer KPIs, wie z. B. «Time to Market» für neue Produkte, können funktionsübergreifende Teams auf ein gemeinsames Ziel ausgerichtet werden. Dieser Ansatz fördert nicht nur die Zusammenarbeit, sondern führt auch zu schnelleren Ergebnissen, wie die Beispiele von Unternehmen zeigen, die so ihre Markteinführungszeit erheblich verkürzt haben.
Ein Appell zum Handeln: Wirken Ihre KPIs für Ihr Unternehmen?
Die Frage, die sich jedes Unternehmen stellen sollte, lautet: Führen Ihre KPIs zu dem Verhalten und den Ergebnissen, die Sie sich wünschen? Wenn die Antwort nein lautet, ist es an der Zeit, Ihren Ansatz zu überdenken.
Stellen Sie sich folgende Fragen:
Passen unsere KPIs zu unseren Wertströmen und strategischen Prioritäten?
Messen wir die Ergebnisse, die für unsere Kunden wichtig sind, oder nur den internen Output?
Fördern unsere KPIs die funktionsübergreifende Zusammenarbeit, oder verfestigen sie bestehende Silos?
Die besten KPIs erzählen eine Geschichte: Sie zeigen, wo Wert geschaffen wird, wo Lücken bestehen und wo Verbesserungen erforderlich sind. Werfen Sie also einen genauen Blick auf Ihre Kennzahlen. Helfen diese Ihnen, Prozesse zu optimieren und Mehrwert zu schaffen, oder dienen sie nur dazu, ein Dashboard zu füllen?
Die Entscheidung liegt bei Ihnen ... und die Auswirkungen könnten wegweisend sein.
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